Osterfeld

Seit 1811 gehörte Osterfeld der Bürgermeisterei Bottrop an. Die Loslösung der Gemeinde von diesem Amtsverband im Jahre 1890 und die Bildung eines eigenständigen Gemeinwesens waren Folgen der industriellen Ausweitung und der damit verbundenen stetig steigenden Einwohnerzahl. Am 1. Juli 1891 wurde der kommissarische Amtmann Werner Langweg als erster Verwaltungschef in sein Amt eingeführt und Osterfeld wurde politisch selbständig. 1893 wurde der Beschluß zum Bau eines Amtshauses gefaßt, bereits im November 1894 war das Gebäude an der heutigen Bottroper Straße fertiggestellt. Dem Geschmack der Zeit und dem politischen Bewußtsein gemäß war es ein historistisches Gebäude. Die Stilelemente des Rathauses stammen aus der Renaissance des 16. und 17. Jahrhunderts, als man sich schon einmal auf die glanzvolle Antike zurückbezog. Osterfeld wuchs so schnell, daß bereits in den Jahren 1900 und 1904 zwei Seitenflügel angebaut wurden, die die Bedeutung des palastartigen Hauptbaus eindrucksvoll unterstrichen. Für diese Anbauten verwendete man nicht nur die gleichen Materialien, auch die Schmuckformen blieben die gleichen.
Dem zielstrebigen Wirken Werner Langwegs verdanken die Osterfelder eine erfolgreiche und rasante Entwicklung. Innerhalb von 50 Jahren gestalteten Industrie und Verkehr das Siedlungsbild Osterfelds gänzlich um und führten einen grundlegenden Wandel sowohl seiner wirtschaftlichen als auch seiner soziologischen Verhältnisse herbei. Am 17. Juni 1921 wurden der Amtsgemeinde durch Verfügung des preußischen Innenministers die Stadtrechte verliehen und sie schied aus dem Verband des Landkreises Recklinghausen aus. Bereits am 1. Januar 1922 wurde Osterfeld zum selbständigen Stadtkreis ernannt. Damit waren endlich alle Hemmnisse kommunaler Selbstverwaltung beseitigt, und die neue Stadt konnte entsprechend ihrer Bedeutung und ihrer zukünftigen Aufgaben arbeiten.
Nach 30jähriger Tätigkeit Langwegs in Osterfeld folgte 1921 Regierungsrat Johannes Kellinghaus aus Essen. Er wurde erster und zugleich einziger Osterfelder Oberbürgermeister. Kellinghaus war nicht nur ein tüchtiger Verwaltungsfachmann, sondern auch ein tatkräftiger Förderer der kulturellen Belange, deren Bedeutung für ein aufstrebendes Industriegemeinwesen er erkannte und für die er stets ein offenes Herz und eine offene Hand hatte. Eine wichtige Aufgabe sah Kellinghaus in der Verbesserung des Images der Industriestadt Osterfeld. In der Einsicht, daß die kommunale Selb- ständigkeit seiner Stadt wohl nicht erhalten bleiben konnte, und daß es deshalb das Beste sei, von Anfang an an der Gestaltung der Zukunft mitzuarbeiten, willigte Kellinghaus in die Eingemeindung nach Oberhausen ein. Mit Inkrafttreten des Eingemeindungsgesetzes zum 1. August 1929 war die kommunale Selbständigkeit Osterfelds mit seinen zuletzt 31.809 Einwohnern beendet.