Sterkrade

In Sterkrade begann die kommunale Selbstverwaltung am 1. April 1886, als die Gemeinde Sterkrade durch königlichen Erlaß in eine Bürgermeisterei umgewandelt wurde. Das heutige Rathaus an der Steinbrinkstraße wurde im Jahre 1888 im Neurenaissancestil fertiggestellt. Der Stolz der Sterkrader Bürger, endlich eine eigene Verwaltung zu haben und die Geschicke der Stadt selbst in die Hand nehmen zu können, findet seinen Ausdruck in der mit Ornamenten verzierten Fassade des Rathauses und dem von Säulen getragenen, früher mit einem Türmchen gekrönten Vorbau über der Freitreppe. Stände dieses Gebäude in einem Park, käme es einem Schlößchen gleich, an dem viele handwerkliche Hände mit großer Liebe zur Kunst ihr Können gezeigt haben. Mag das ursprüngliche Amtshaus noch die Geruhsamkeit einer noch nicht voll industrialisierten Epoche zum Ausdruck bringen, zeigt der 1902 angebaute Rathausteil eine zeitentsprechende symbolische Prägung der herrschenden und lebensbestimmenden Macht.
Als erster übernahm das Bürgermeisteramt in Sterkrade im April 1886 der westpreußische Adlige Botho Franz Wolfgang von Trotha. Die damalige Bürgermeisterei bestand aus den Gemeinden Sterkrade, Holten, Amt Holten und Buschhausen. Das selbständige Verwaltungs- und Wirtschaftsgebiet war damit geschaffen, die Bedingungen für eine weitere wirtschaftliche Entwicklung gegeben. Als der Bergbau in Sterkrade Fuß gefaßt hatte, wirkte sich dies auch auf die drei Nachbargemeinden wirtschaftlich fördernd aus. Sterkrade beabsichtigte 1905 deren Eingemeindung, um die Stadtrechte zu erhalten. Trotz anfänglicher Mißerfolge gab man diese Bemühungen nicht auf und wiederholte 1912 den Antrag zum dritten Mal. Dem persönlichen Einsatz des damaligen Bürgermeisters Dr. Eugen zur Nieden, der wachsenden Bedeutung, die Sterkrade erlangt hatte, sowie der Fürsprache der
Gutehoffnungshütte war es zu verdanken, daß diesem Wunsch schließlich entsprochen wurde: Am 17. März 1913 erhielt Sterkrade die Stadtrechte.
Nach der Verleihung der Stadtrechte war das nächste kommunalpolitische Ziel der unabhängige Stadtkreis, also das Ausscheiden aus dem Landkreis Dinslaken. Bürgermeister Dr. Otto Most gelang es, den ganzen Norden (Holten und einen großen Teil von Hiesfeld mit insgesamt 10.691 Einwohnern) nach Sterkrade zu holen. So wurde Sterkrade bereits im Jahre 1917 selbständiger Stadtkreis mit einem Gebietsumfang von 4.338 Hektar und einer Einwohnerzahl von 48.492. Mitten im Aufschwung zur Industriestadt mußte Sterkrade dann plötzlich seine Selbständigkeit aufgeben. Im Zuge der kommunalen Neugliederung im rheinisch-westfälischen Industriegebiet wurde es ab August 1929 mit Oberhausen und Osterfeld zur "Gutehoffnungshüttestadt" Oberhausen zusammengelegt. In die neue Großstadt brachte Sterkrade damals 51.087 Einwohner mit.